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„Schule des Daseins“ Stift St. Lambrecht

© Archiv BauKultur Steiermark, Wolfgang Retter

„Schule des Daseins“ Stift St. Lambrecht

2008
Adresse

Hauptstraße 1, 8813 St. Lambrecht

Planung

reitmayr architekten, Graz

Fertigstellung

2006

Jury Geramb Dankzeichen 2008

Ass. Prof. Arch. Dipl.-Ing. Dr. Uli Tischler (Vorsitz)
Arch. Dipl.-Ing. Susanne Fritzer
Mag. Elke Krasny
Arch. Dipl.-Ing. Alfred Boric
Dipl.-Ing. Dr. Birgit-Magdalena Skerbetz
Dipl.-Ing. Hans-Christian Hofmann

Barocke Weite für die Gegenwart

In profunder Auseinandersetzung mit dem Bestand wurde mit präzisen funktional und ästhetisch überzeugenden Setzungen weitergebaut. Die barrierefreie Erschließung für den Seminarbetrieb der vom Stift St. Lambrecht betriebenen „Schule des Daseins“ erfolgt über ein in der Errichtungszeit des Klosters nicht gebautes und später nie ergänztes Stiegenhaus zwischen West- und Südtrakt. Klare, kühle Materialwahl wie die harte Kontrastierung von weißen Mauern, schwarzem Betonstiegenhaus und Glasschacht und -kabine des Aufzugs wirken bestimmend. Spezielles Erlebnis bietet die Liftdurchfahrt durch eine Stuckdecke in der Alten Prälatur. Der ausgeschnittene Teil der Decke setzt sich durch Spiegelungen in den Glasscheiben wieder zusammen und wird so als optische Illusion ergänzt. Der Lift führt in den barocken, noch ungenutzten Dachboden.
Besonderes Augenmerk lag auf Lösungen zwischen denkmalpflegerischen Auflagen, ästhetischer Anmutung und handwerklicher Umsetzung. Im Südtrakt wurden für die Brandschutzportale Prototypen entwickelt, bei denen überdimensionierte Glasscheiben mit freistehenden Türrahmen zu Stahl-Glastüren verbunden wurden. Die Barockdimensionen sind erhalten, störende Unterteilungen vermieden.
Möblierung und technische Ausstattung der ehemaligen Prunkräume im zweiten Obergeschoß als Seminarräume respektive Meditationsraum folgen der atmosphärischen Raumgestimmtheit. Die technische Infrastruktur wurde in kubischen, multifunktionalen Möbeln untergebracht. Die Sanitäranlage für den Seminarbereich am Ende des Gangs ist ein freistehender, weißer, vielfach geknickter Körper, der eine spielerische Haltung und Freude an der Materialität ausstrahlt und dem kühlen Weiß der Wände ein taktiles, in sich gemustertes Weiß einer mit glänzendem Lack beschichteten Tapete hinzufügt.
Die Performanz der Barockarchitektur wird durch die Eingriffe evoziert und mit spielerischer Strenge im Bewusstsein um die Raummächtigkeit des baukulturellen Erbes weitergeführt. Die Interventionen in die barocke Anlage sind von sensibler, dialogischer Rücksichtnahme und von erkennbar zeitgenössischem Ausdruck im Weiterbauen.