© Schreyer David
© Schreyer David
Kaiser-Franz-Josef-Kai 36, 8010 Graz
2020
Arch.in DIin Susanne Fritzer
Univ. Prof. Arch. DI Hans Gangoly
Mag.a DIin Eva Guttmann
Prof. Arch. Sigurd Larsen
Dr. Arch. Armin Pedevilla
Jahrzehntelang stand das denkmalgeschützte Haus aus dem 17. Jahrhundert mit seinem auffallenden Schleppdach mit Schopfwalmgiebel am Fuß des Schlossbergs leer. Heute beherbergt es ein einzigartiges Hotel mit Café – eine Transformation, die dieses spezielle Baujuwel wieder zum Leben erweckt hat.
Zuerst wurden alle im Lauf der Jahre hinzugefügten Einbauten entfernt und die historische Struktur freigelegt. Das Haupthaus blieb in seiner ursprünglichen Gestalt erhalten, lediglich die straßenseitige Erdgeschosszone und hofseitige Fensteröffnungen wurden verändert, während die Hauptfassade besonders schön saniert wurde. An das Haupthaus angebaut gibt es einen Hofflügel, auf den ein zweigeschossiger Baukörper aufgesetzt wurde. Drittes Bestandsgebäude war ein freistehendes Stöckl, das um einen eingeschossigen Aufbau erweitert wurde. Ein neuer Baukörper befindet sich weiter hangaufwärts, wo sich auf mehreren terrassierten Geländestufen Gärten und ein Pool befinden.
Bei all diesen Maßnahmen galt es, die aus dem Altstadtschutz erwachsenden Anforderungen hinsichtlich Einfügung und Materialisierung zu beachten. Im Inneren (wie auch außen) mussten außerdem die Vorgaben des Denkmalschutzes beachtet werden. Die Zimmer wurden mit großem Geschick in die bestehenden, unregelmäßigen Strukturen integriert. Unterschiedliche Zuschnitte, Raumhöhen, Balkenlagen, Geschossniveaus etc. führten dazu, dass jeder Raum individuell gestaltet werden musste und überraschende räumliche Sequenzen entstanden sind. Obwohl es zweifellos schwierig war, neben den Anforderungen des Denkmalschutzes auch jene hinsichtlich Technik, Sicherheit und Infrastruktur zu erfüllen und es kein typologisches Vorbild gibt, trägt neben den räumlichen Qualitäten der leichtfüßige Umgang mit Materialien und nicht-standardisierten Einrichtungselementen zu einer angenehmen Atmosphäre bei.
Das Hotel ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass ein Bestandsobjekt, das für eine ganz andere Nutzung vorgesehen war, eine neue räumliche Vielfalt entwickeln kann und dass eine unkonventionelle (und dennoch seriöse) Herangehensweise sowie eine bei all dieser Vielfalt eigenständige Handschrift ein modernes, selbst in einem 400 Jahre alten Gebäude frisches Ergebnis hervorzubringen vermag, weshalb Kai 36 die GerambRose 2020 verliehen wird.
© paul ott photografiert
Hauptstraße 1, 8813 St. Lambrecht
Benediktinerstift St. Lambrecht
2017
Arch. Dipl.-Ing. Alfred Bramberger (Vorsitz)
Univ.-Prof. Arch. Dipl.-Ing. Hans Gangoly
Arch. Dipl.-Ing. Christian Matt
Arch. Dipl.-Ing. Georg Moosbrugger
Univ.-Prof.in Arch.in Maruša Zorec
Die Reise zum Kloster St. Lambrecht ist lang und malerisch. Sie lässt uns ahnen, dass wir an einen ganz besonderen Ort kommen – an einen Ort der Stille, an einen Ort mit einer langen und reichen Geschichte.
Durch den von steinernen Heiligen gesäumten Hof des Stiftes mit seiner prächtigen Architektur führt unser Weg hinauf zur gotischen Peterskirche. Zuerst lässt sich nichts Neues erahnen, umso größer ist die Überraschung an der Westseite der Kirche: Eine gefaltete, mit Holzschindeln verkleidete „Muschel“ legt sich schützend vor den Eingang und die neu errichtete, außenliegende Treppe zum Chor. Ihre Form ist ungewöhnlich, bietet jedoch viele Interpretationsmöglichkeiten und Referenzen an den Bestand, sowohl in formaler Hinsicht, indem sie an die Geometrie des gegenüberliegenden Presbyteriums anknüpft, als auch in der Farbwahl: Wenngleich in völlig anderem Material ausgeführt, so tritt sie doch in einen sehr schönen Dialog mit Charakter und Farbgestaltung der Kirchenfassade.
Der Vorbau weist bereits auf die Eingriffe im Inneren des Gotteshauses hin: Am markantesten ist der neue Chor, der wie eine Wolke auf schlanken Säulen schwebt und sich mit dem bemalten Gewölbe über ihm auszutauschen scheint. Durch die Form der Brüstung entsteht beim Aufenthalt im Chor das Gefühl, ganz vom unteren Raum abgehoben und mit dem Himmelsgewölbe oberhalb vereint zu sein. Die Holzbänke und besonders das neu gestaltete Presbyterium verleihen dem Kircheninneren eine gewisse Leichtigkeit. Der Bodenbelag zieht sich durch den gesamten Raum bis zum Altar mit seinen zwei vergoldeten Flügeln. Mit großer Sensibilität für den Bestand vervollständigen ein zylindrischer Seitenaltar und der Ambo aus rotem Stein die für die Liturgie notwendigen Elemente.
Diese konzeptionell klaren und materiell extrem sensiblen Eingriffe können als Inspiration für ähnliche Interventionen dienen, bei denen das Neue den historischen Raum entlastet und sich mit ihm zu einem harmonischen Ganzen verbindet. MZ
© paul ott photografiert
Benedictus-Platz 1, 8630 Mariazell
Architekturbüro Feyferlik / Fritzer
Benediktiner – Superiorat Mariazell
2017
Arch. Dipl.-Ing. Alfred Bramberger (Vorsitz)
Univ.-Prof. Arch. Dipl.-Ing. Hans Gangoly
Arch. Dipl.-Ing. Christian Matt
Arch. Dipl.-Ing. Georg Moosbrugger
Univ.-Prof.in Arch.in Maruša Zorec
In einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte Europas entstand über viele Jahre ein Zusammenwirken eines sich der kulturellen Bedeutung der Bauaufgaben bewussten Bauherrn und eines ArchitektInnenduos, das sich dieser Aufgabe kontinuierlich und mit hohem Qualitätsanspruch stellt, sodass das Ergebnis als einmalig bezeichnet werden kann: Vom Altar bis zur Lagerhalle für die Gerätschaften des Geistlichen Hauses, vom Pilgerzentrum bis zur neuen, unterirdischen Sakristei, vom Vorplatz der Basilika bis zu den Schlaf- und Aufenthaltsräumen der Ordensbrüder, vom Wintergarten, der für den Mittagstisch der Angestellten genutzt wird, bis zum kürzlich revitalisierten Mehrzweckraum der Pfarre spannt sich der Bogen der Interventionen und alle diese Eingriffe, Ergänzungen und Zubauten sind von einer besonderen Sorgfalt und einem selbstbewussten architektonischen Anspruch geprägt, der den historischen Bestand jedoch nie in Frage stellt. Es wurden unterschiedlichste Atmosphären geschaffen und die Vielfalt der Ideen und Materialisierungen ist beeindruckend. Beispielhaft seien nur zwei sehr gegensätzliche Konstellationen erwähnt, die jedoch Auskunft über den Gestaltungsreichtum und die Sorgfalt der architektonischen Arbeit geben: Da ist der einfache Umgang im Geistlichen Haus. Ein schlichter Korridor, der Nutzräume erschließt und von einer Gewölbedecke überspannt wird. Alles ist ruhig, ein einfacher Holzboden, schöne Türen, schlichte Kästen an der Wand, keine aufdringliche Beleuchtung, alles dem schönen, schlichten Raum untergeordnet. Und dann im Kirchturm: Einer unglaublichen Masse an Mauerwerk werden filigranste Elemente gegenübergestellt. Hauchdünne Geländer, kaum vorhandene, Durchblicke säumende Rahmungen, zwischen den unterschiedlichen Niveaus vermittelnde, aufwölbende Böden, auf den Boden geschraubte Fahrradrückleuchten als Orientierungspunkte. Hier wird lustvolles Agieren im und Kommentieren des Historischen sichtbar. Auf nach Mariazell – es ist ein Erlebnis! HG
© David Schreyer
Stremayrgasse 16, 8010 Graz
Gangoly & Kristiner Architekten ZT GmbH
Bundesimmobiliengesellschaft m. b. H.
2015
Arch.in MMag.a Sonja Gasparin (Vorsitz)
Arch. Dipl.-Ing. Georg Moosbrugger
Univ.-Prof.in Arch.in Elli Mosayebi
Univ.-Prof. Arch. Dipl.-Ing. Hubert Rieß
Dipl.-Ing. Andreas Tropper
Die „Alte Chemie“ von Karl Raimund Lorenz ist ein markantes Beispiel für den Funktionalismus der Nachkriegszeit. Während die Gebäudehülle entsprechend den Bestimmungen des Denkmalschutzes weitgehend unangetastet blieb, kam es im Inneren zu gravierenden Eingriffen, die den Prämissen von Energieeffizienz, Funktionalität, Ökonomie und einer zeitgemäßen internen Organisation und Gestaltung folgen. Alle Einbauten mit Ausnahme des zentralen Haupt- und der beiden stirnseitigen Fluchttreppenhäuser wurden entfernt und die Haupttragstruktur freigelegt. Am Dach wurde ein zurückversetztes Restaurantgeschoss errichtet, das einen attraktiven Blick auf die Stadt bietet.
Während es im Erdgeschoss eine für alle zugängliche öffentliche Zone gibt, die sich bis zu einer neuen Dachskulptur im Freien zieht, wurde die zweihüftige Anlage der Obergeschosse aufgebrochen und eine offene, quer lüftbare Struktur von Instituts- bzw. Bürosequenzen angelegt. Die Verkabelung der temporären und permanenten Arbeitsplätze erfolgt über eine von den freigelegten Betonrippendecken abgehängte Versorgungsstruktur, die den Eindruck einer eigenständigen und angenehm luftigen Schicht erzeugt. Überkopfhohe Trennwände und freistehende Technik-Boxen strukturieren die Institutsbereiche.
Die Holzleistenverkleidung der leichten Trennwände in den Bürozonen wurde von einzelnen Juroren hinterfragt, ist jedoch ein in unterschiedlicher Ausführung wiederkehrendes Element im gesamten Gebäude. Die Jury würdigt die gelungene Adaptierung und das entspannte Gestaltungskonzept ebenso wie die Sichtbarmachung der Gebäudestruktur, die Materialwahl und den Umgang mit den Themen Energie und Nachhaltigkeit.
© paul ott photografiert
Hauptstaße 1, 8813 St. Lambrecht
Benediktinerstift St. Lambrecht
2013
Arch. Dipl.-Ing. André Kempe (Vorsitz)
Dipl.-Ing. Markus Bogensberger
Arch. Dipl.-Ing. Hemma Fasch
Arch. Dipl.-Ing. Michael Rieper
Dipl.-Ing. Andreas Tropper
© Oliver Wildpaner (PENTAPLAN)
Lendplatz 1, 8020 Graz
Megaron Bauträger GmbH & Mitgesellschafter
2012
Arch. Dipl.-Ing. André Kempe (Vorsitz)
Dipl.-Ing. Markus Bogensberger
Arch. Dipl.-Ing. Hemma Fasch
Arch. Dipl.-Ing. Michael Rieper
Dipl.-Ing. Andreas Tropper
© Karl Amtmann, Eidenböck Architekten
Herrengasse 1, 8230 Hartberg
HSI Hartberg Standortentwicklung und Immobilien GmbH & Co KG
2012
Prof.in Arch.in Marianne Burkhalter (Vorsitz)
Dipl.-Ing. Markus Bogensberger
Arch.in Mag.a arch., M. Arch. II Gabu Heindl
Dipl.-Ing. Dr. techn. Bernhard Steger
Arch.in DI Alexandra Stingl
Der Neubau des Foyers für den Rittersaal des Schlosses Hartberg nimmt sowohl in der Fassadenflucht als auch in der Baukörperentwicklung auf den Bestand Rücksicht. In Form eines klar artikulierten, monolithischen Körpers wurden die erforderlichen Räumlichkeiten an der Stelle des ehemaligen Schlossturms errichtet. Das neue Gebäude nimmt Funktionen wie WCs und Garderoben sowie großzügige, behindertengerechte Erschließungs- und Foyerflächen in sich auf. Auf diese Weise wird ein zeitgemäßer Veranstaltungsbetrieb im historischen Rittersaal ermöglicht. Die Oberflächen der Innenräume bestehen aus Sichtbeton und lassen das Bruchsteinmauerwerk der ehemaligen Stadtmauer – die in ihrer gesamten Höhe unberührt bleibt – besonders gut zur Geltung kommen. Als Material für die dem Schlosspark zugewandte Fassade wurden Platten aus Cortenstahl gewählt. Dieses lebendig wirkende Material mit warmem, braunem Farbton thematisiert das Altern von Gebäuden und tritt dadurch in einen selbstbewussten, aber dennoch ruhigen Dialog mit der historischen Substanz. Der Übergang zum Schloss wurde mittels einer verglasten Fuge eindeutig markiert. Der Saal selbst liegt im ersten Obergeschoss. Er wurde neu organisiert und durch eine Galerie mit Sitzstufen sowie eine Bühnenwand ergänzt. Auf diese Weise entstand für die Stadt Hartberg ein hochfunktioneller und attraktiver Veranstaltungsort in historisch bedeutsamer Umgebung.
© paul ott photografiert
Hauptplatz 10–12, 8490 Bad Radkersburg
Gangoly & Kristiner Architekten ZT GmbH, Graz
Stadtgemeinde Bad Radkersburg, Kulturzentrum Süd‐Ost GmbH
2009
Prof.in Arch.in Marianne Burkhalter (Vorsitz)
Dipl.-Ing. Markus Bogensberger
Arch.in Mag.a arch., M. Arch. II Gabu Heindl
Dipl.-Ing. Dr. techn. Bernhard Steger
Arch.in DI Alexandra Stingl
Die Entscheidung, die drei denkmalgeschützten Häuser am Hauptplatz nach der Landesausstellung 1998 in ein Kulturzentrum umzubauen und für diesen Zweck nicht am Ortsrand einen Neubau zu errichten, bedeutet für die Radkersburger Altstadt eine nachhaltige Aufwertung und muss positiv erwähnt werden. Die bestehenden Gebäude gruppieren sich um einen alten Innenhof, welcher mit einer feinen, dezenten Struktur überdacht wurde und nun als Foyer und Empfangsbereich dient. Eine repräsentative zweiläufige Treppe erschließt die beiden Obergeschosse und dockt jeweils an Galerien an, die ihrerseits wieder an die bestehenden Laubengänge des Altbestandes anschließen. In den Obergeschossen befinden sich Seminarräume und Konzertsäle, aus welchen der im neuen Gebäudevolumen untergebrachte Saal im zweiten Obergeschoss besonders hervorsticht. Durch seine ausgewogene plastische Gliederung und raffinierte Lichtführung überzeugt er innen- wie außenräumlich. Das neue Volumen orientiert sich in mehrfacher Hinsicht an der bestehenden Bebauung. Es fügt sich in seiner kleinteiligen Struktur und kraftvoll-harmonischen Materialisierung gelungen in die Dachlandschaft ein. Die Patina der alten und jene der neuen Oberflächen steht dabei in einem sehr reizvollen und zugleich unaufgeregten Wechselspiel.
© Archiv BauKultur Steiermark, Wolfgang Retter
Naglergasse 42, 8010 Graz
Architekt Dipl.-Ing. Karl Hütter
1958
Ass. Prof. Arch. Dipl.-Ing. Dr. Uli Tischler (Vorsitz)
Arch. Dipl.-Ing. Susanne Fritzer
Mag. Elke Krasny
Arch. Dipl.-Ing. Alfred Boric
Dipl.-Ing. Dr. Birgit-Magdalena Skerbetz
Dipl.-Ing. Hans-Christian Hofmann
„Der Auftraggeber war ein junger, dynamischer Schneidermeister, der als Flüchtling aus dem südosteuropäischen Raum in Graz sesshaft wurde.“ Mit dieser Beschreibung des Bauherrn beginnt Architekt Karl Hütter seinen Text zum Schneidersalon Bernschütz und schreibt weiter: „Er fand in der Naglergasse ein Mietobjekt mit Zugang von der Straße und Auslage in Holzkonstruktion einfachster Ausführung. Das Mietobjekt bestand aus einem straßenseitigen Raum mit Ofenheizung und einem hofseitigen Raum mit vorgeschaltetem Vorraum zum Stiegenhaus hin.“
Erster Schritt war die Umgestaltung des straßenseitigen Raumes zu einem Kundenraum mit Verkaufspult, Umkleidekabinen, einem Schrank für Stoffe und der Sitzgruppe für Kunden, zweiter Schritt war der Umbau von Holzportal und Auslage. Beide Eingriffe verwenden aktuelle Materialien und Technologien – das damals von Funder neu auf den Markt gebrachte Plattenmaterial für die Innenraumgestaltung und die Stahl-Glaskonstruktion, die die Front zur Straße über die gesamte Breite des Kundenraumes öffnet und das Schaufenster mit dem Geschäftseingang zu einer Einheit verbindet.
Der gesamte Umbau mit Eingangsportal, Innenraumgestaltung und Möblierung bis hin zu den Lampen ist nicht nur vollständig erhalten und damit eines der seltenen Beispiele der Einrichtungs- und Baukultur der 1950er Jahre, sondern wird auch zum Dokument einer besonderen gegenseitigen Wertschätzung von Auftraggeber und Architekt.
„Mit diesen Eingriffen wurde die Funktion des Schneidersalons erfüllt und benötigte in den verflossenen (bis dato 50) Jahren keine Veränderung. Der Salon wird noch vom selben Auftraggeber geführt und erfreut diesen durch anhaltende Zufriedenheit in seiner Form und Ausführung“ schreibt Karl Hütter.