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Schneidersalon Bernschütz, Graz

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© Archiv BauKultur Steiermark, Wolfgang Retter

Schneidersalon Bernschütz, Graz

2008, GerambRose Klassiker
Adresse

Naglergasse 42, 8010 Graz

Planung

Architekt Dipl.-Ing. Karl Hütter

Fertigstellung

1958

Jury Geramb Dankzeichen 2008

Ass. Prof. Arch. Dipl.-Ing. Dr. Uli Tischler (Vorsitz)
Arch. Dipl.-Ing. Susanne Fritzer
Mag. Elke Krasny
Arch. Dipl.-Ing. Alfred Boric
Dipl.-Ing. Dr. Birgit-Magdalena Skerbetz
Dipl.-Ing. Hans-Christian Hofmann

„Der Auftraggeber war ein junger, dynamischer Schneidermeister, der als Flüchtling aus dem südosteuropäischen Raum in Graz sesshaft wurde.“ Mit dieser Beschreibung des Bauherrn beginnt Architekt Karl Hütter seinen Text zum Schneidersalon Bernschütz und schreibt weiter: „Er fand in der Naglergasse ein Mietobjekt mit Zugang von der Straße und Auslage in Holzkonstruktion einfachster Ausführung. Das Mietobjekt bestand aus einem straßenseitigen Raum mit Ofenheizung und einem hofseitigen Raum mit vorgeschaltetem Vorraum zum Stiegenhaus hin.“
Erster Schritt war die Umgestaltung des straßenseitigen Raumes zu einem Kundenraum mit Verkaufspult, Umkleidekabinen, einem Schrank für Stoffe und der Sitzgruppe für Kunden, zweiter Schritt war der Umbau von Holzportal und Auslage. Beide Eingriffe verwenden aktuelle Materialien und Technologien – das damals von Funder neu auf den Markt gebrachte Plattenmaterial für die Innenraumgestaltung und die Stahl-Glaskonstruktion, die die Front zur Straße über die gesamte Breite des Kundenraumes öffnet und das Schaufenster mit dem Geschäftseingang zu einer Einheit verbindet.
Der gesamte Umbau mit Eingangsportal, Innenraumgestaltung und Möblierung bis hin zu den Lampen ist nicht nur vollständig erhalten und damit eines der seltenen Beispiele der Einrichtungs- und Baukultur der 1950er Jahre, sondern wird auch zum Dokument einer besonderen gegenseitigen Wertschätzung von Auftraggeber und Architekt.
„Mit diesen Eingriffen wurde die Funktion des Schneidersalons erfüllt und benötigte in den verflossenen (bis dato 50) Jahren keine Veränderung. Der Salon wird noch vom selben Auftraggeber geführt und erfreut diesen durch anhaltende Zufriedenheit in seiner Form und Ausführung“ schreibt Karl Hütter.

Rollstuhlgerechte Wohnküche, Graz

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© Archiv BauKultur Steiermark, Wolfgang Retter

Rollstuhlgerechte Wohnküche, Graz

2008
Planung

monomere architekten, Wien

Bauherr

Sebastian Ruppe

Fertigstellung

2004

Jury Geramb Dankzeichen 2008

Ass. Prof. Arch. Dipl.-Ing. Dr. Uli Tischler (Vorsitz)
Arch. Dipl.-Ing. Susanne Fritzer
Mag. Elke Krasny
Arch. Dipl.-Ing. Alfred Boric
Dipl.-Ing. Dr. Birgit-Magdalena Skerbetz
Dipl.-Ing. Hans-Christian Hofmann

Mit maßgeschneiderter Eleganz reagiert die Wohnküche funktionell und ästhetisch auf die Anforderungen des Bauherrn Sebastian Ruppe. „Ziehen, schieben, rollen, drehen: die Bewegungssprache des Rollstuhls ist in der Wohn-Küche abgebildet,“ so beschreibt der Bauherr selbst die Planungsvoraussetzungen.
Der intensive gemeinsame Entwicklungsprozess zwischen Nutzer und Architekt ist der Wohnküche in all ihren Details abzulesen. Aus dem ursprünglich intendierten Küchenmöbel wurde ein durchgängig bespielter und zu nutzender Küchenwohnraum, der die Funktionen des Möbels bereitstellt und zugleich raumbildend weiterdenkt. Der Stauraum entwickelt sich nicht in die Höhe, sondern bleibt ein umlaufendes funktionelles Gestaltungsband in vom Rollstuhl aus erreichbarer Höhe. Die Funktionen wie Kochen, Abwaschen, Backen, Computerarbeitsplatz, Bücherregal und Gastlichkeit werden von der durchgängigen Gestaltungsidee aufgenommen. Alle rundumlaufenden Möbel sind unterfahrbar. Es gilt, möglichst nahe an die einzelnen Objekte heranzukommen, um sie greifbar zu machen. Wichtig für die Planung war insofern ein Denken in maßzuschneidernden Distanzen und Griffmöglichkeiten. Dies vor allem auch materiell und ästhetisch in den Griff bekommen zu haben, ist die Leistung der rollstuhlgerechten Wohnküche. Die Unterfahrbarkeit, die Greifhöhe und die Arbeitstiefe wurden vom Individuum ausgehend ermittelt und für die verschiedenen Bereiche der Arbeitsplatte, der Abwasch sowie des Schreibtischs abgestimmt.
Als Beispiel für die Konsequenz des Raumdenkens auf Augenhöhe, der Augenhöhe des Rollstuhlfahrers, sei das sich in das auf den Laubengang orientierte Küchenfenster hineinziehende quergestellte Küchenkästchen genannt. Der Durchblick durch das Fenster ist scheinbar unterbrochen, so aber dramaturgisch erweitert und während des Arbeitens und Hantierens präsent. Die glatten, weißen Oberflächen erzeugen einen hellen, freundlichen Raumeindruck, die Farbe Rot, die sich als leuchtender, frischer Akzent dazu gesellt, wurde vom Bauherrn festgesetzt. In keiner Weise geht es um technische Finessen oder gar hyperkomplexen Einsatz von Technologien, sondern um die Techne raffiniert simpler Lösungen, die dem Alltag im Rollstuhl gerecht werden.

Da es sich um ein Privathaus handelt und wir die Privatsphäre der Bewohner schützen wollen, geben wir den genauen Standort nicht bekannt und verorten das Gebäude auch nicht auf unserer Karte.

Weingut Ploder-Rosenberg, St. Peter am Ottersbach

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© Archiv BauKultur Steiermark, Wolfgang Retter

Weingut Ploder – Rosenberg, St. Peter am Ottersbach

2008
Adresse

Planung

thalerthaler architekten, Wien

Fertigstellung

2005

Jury Geramb Dankzeichen 2008

Ass. Prof. Arch. Dipl.-Ing. Dr. Uli Tischler (Vorsitz)
Arch. Dipl.-Ing. Susanne Fritzer
Mag. Elke Krasny
Arch. Dipl.-Ing. Alfred Boric
Dipl.-Ing. Dr. Birgit-Magdalena Skerbetz
Dipl.-Ing. Hans-Christian Hofmann

Architektur als Degustation

Nichtkonformität statt Konventionalität, Diskontinuität statt Fortsetzung des Gleichen zeichnet das Weingut Ploder aus. Unmittelbar neben dem gelb leuchtenden Wohnhaus und mit Blick auf das bereits bestehende Weinlager entstand das neue Degustations- und Bürogebäude. Mit seiner markanten, trapezförmigen Gestalt reagiert es auf seinen Kontext nicht durch eine Transformation eines traditionellen regionalen Formenkanons, sondern durch eine formale Setzung, die mit dem Terrain und der Umgebung interagiert. Der Verkaufsraum muss viele Funktionen aufnehmen können: Konzerte, Weindegustationen, Seminare, Kochworkshops, Ausstellungen, Film- und Videovorführungen. Die Nutzungsdichte ist dem Raum abzulesen, doch er verträgt sie gut.
Der trapezförmige Grundriss wird in der Dreidimensionalität zum Quadrat gezogen, die so entstehenden schrägen Flächen betonen plastisch wie ein Spiel zwischen konvex und konkav die Ausgangskonfiguration.
Die raue Betonoberfläche des Innenraums kontrastiert mit einem glatten, weißen Präsentationsband, das umlaufend den Raumeindruck prägt, sowie dem in warmen Tönen gehaltenen Boden. Das Präsentationsband verbirgt auch die Haustechnik und nimmt gleichzeitig die Beleuchtung auf. Die Stufen, die, da beheizbar, auch zum Sitzen genutzt werden können, führen in den eigentlichen Salonraum hinauf. Dieses Denken in Multifunktionalität, wie es Präsentationsband oder Sitzstufen überzeugend zum Ausdruck bringen, kennzeichnet den gesamten Raum, der es schafft, die öffentlichen Nutzungen wie Verkauf, Präsentation oder Degustation mit der Büronutzung zu verbinden.
Die vordere gerade Glasfront lässt im richtigen Lichteinfall den Blick bis nach hinten zum Weingarten durchgleiten. Große, schräg gesetzte Glasflächen verbinden den Verkostungssalon mit der Weingartenterrasse. Als Landschaftsrahmung werden der Ausblick und das Augenmerk auf den sich jahreszeitlich verändernden Weingarten gelenkt. Die Raumfunktionen folgen dem Geländeverlauf und spielen dies in den unterschiedlichen Raumhöhen durch. Im Obergeschoss wurde der abgeschottete Büroteil eingehängt, der seitlich über eine Wendeltreppe erreichbar ist. Sind die Blickbeziehungen im unteren Geschoß auf Vorplatz und Weingarten ausgerichtet, so ist die Blickachse des Büros ergänzend auf das Familienwohnhaus und die Umgebung gelenkt – der notwendige Blick auf den Vorplatz, um das Kommen und Gehen beobachten zu können, wird über einen Videoscreen geliefert. Nun kann man gespannt sein, wie lange es dauern wird, bis dieser Typus Degustationsarchitektur, der hier entstanden ist, als regionaltypisch empfunden wird.

Weinidylle Dreisiebner, Sulztal an der Weinstraße

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© Archiv BauKultur Steiermark, Wolfgang Retter

Weinidylle Dreisiebner, Sulztal an der Weinstraße

2008
Adresse

Sulztal an der Weinstraße 44, 8461 Sulztal

Planung

Köberl Architekten, Schärding

Fertigstellung

2007

Jury Geramb Dankzeichen 2008

Ass. Prof. Arch. Dipl.-Ing. Dr. Uli Tischler (Vorsitz)
Arch. Dipl.-Ing. Susanne Fritzer
Mag. Elke Krasny
Arch. Dipl.-Ing. Alfred Boric
Dipl.-Ing. Dr. Birgit-Magdalena Skerbetz
Dipl.-Ing. Hans-Christian Hofmann

Unmittelbar neben dem bestehenden Wohnhaus mit Gästezimmern ist an der Stelle des ehemaligen Wirtschaftsgebäudes ein Neubau mit den Funktionen Weinverkauf, Weinverkostung, Buschenschankbetrieb, Gästezimmer, Frühstücksraum und private Wohnung entstanden. Sieht man die beiden Baukörper des bestehenden Wohnhauses und den Neubau im unmittelbaren Vergleich nebeneinander, so wird deutlich, was eine konsequente Relektüre des Bestands und eine Weiterführung in einer vorhandenen architektonischen Formensprache hervorbringen kann. Regionalismus im Zitieren und Verwenden von Elementen regionaler Baukultur wird hier als Inspirationsquelle der Formgebung, der Formfindung sowie des Materials eingesetzt. Die aufgefundenen Elemente werden jedoch nicht gegen den Strich gebürstet oder gegen den ursprünglichen Kontext gelesen, sondern ins Heute übersetzt. Das Erdgeschoss ist in gemauerter Massivbauweise ausgeführt, das Obergeschoß besteht aus Holz. Decke und Dachstuhl des Obergeschosses wurden aus Massivholzplatten hergestellt.
Das Gefühl von Authentizität soll auch durch die Materialwahl unterstrichen werden. Rohes, sägeraues Holz, Stein und unbehandelter Stahl. Die Ausführung dieser Authentizität, das Bewusstsein um die gewünschte typische Regionalität, zeigt sich in der durchgängigen Anordnung der Fassadenplatten: wie das Skelett eines Vorhangs, wie ein Barcode zieht das Holz in unregelmäßigen Abständen vor den Fenstern und vor dem Balkon im Obergeschoß seine Striche und fügt so eine spielerische Komponente in die Traditionalität. Die hölzerne Anmutung und die lichte, helle Freundlichkeit setzt sich in der Gestaltung im Inneren fort. Solarpaneele auf dem Dach sowie die Hackschnitzelheizung sind Ausdruck des energiebewussten Ansatzes. Eingefügt in die Landschaft und in engem Dialog mit dem unmittelbaren Nachbarhaus spielt der Neubau mit einem: „Ich könnte hier schon immer gestanden haben,“ und gibt zugleich kleine, ironisch gebrochene Zeichen, wie die inszenierte Variation der Fassade, die darauf hinweist, dass das „Immer-Schon“ ein neu hergestellter Zustand ist.

„Schule des Daseins“ Stift St. Lambrecht

© Archiv BauKultur Steiermark, Wolfgang Retter

„Schule des Daseins“ Stift St. Lambrecht

2008
Adresse

Hauptstraße 1, 8813 St. Lambrecht

Planung

reitmayr architekten, Graz

Fertigstellung

2006

Jury Geramb Dankzeichen 2008

Ass. Prof. Arch. Dipl.-Ing. Dr. Uli Tischler (Vorsitz)
Arch. Dipl.-Ing. Susanne Fritzer
Mag. Elke Krasny
Arch. Dipl.-Ing. Alfred Boric
Dipl.-Ing. Dr. Birgit-Magdalena Skerbetz
Dipl.-Ing. Hans-Christian Hofmann

Barocke Weite für die Gegenwart

In profunder Auseinandersetzung mit dem Bestand wurde mit präzisen funktional und ästhetisch überzeugenden Setzungen weitergebaut. Die barrierefreie Erschließung für den Seminarbetrieb der vom Stift St. Lambrecht betriebenen „Schule des Daseins“ erfolgt über ein in der Errichtungszeit des Klosters nicht gebautes und später nie ergänztes Stiegenhaus zwischen West- und Südtrakt. Klare, kühle Materialwahl wie die harte Kontrastierung von weißen Mauern, schwarzem Betonstiegenhaus und Glasschacht und -kabine des Aufzugs wirken bestimmend. Spezielles Erlebnis bietet die Liftdurchfahrt durch eine Stuckdecke in der Alten Prälatur. Der ausgeschnittene Teil der Decke setzt sich durch Spiegelungen in den Glasscheiben wieder zusammen und wird so als optische Illusion ergänzt. Der Lift führt in den barocken, noch ungenutzten Dachboden.
Besonderes Augenmerk lag auf Lösungen zwischen denkmalpflegerischen Auflagen, ästhetischer Anmutung und handwerklicher Umsetzung. Im Südtrakt wurden für die Brandschutzportale Prototypen entwickelt, bei denen überdimensionierte Glasscheiben mit freistehenden Türrahmen zu Stahl-Glastüren verbunden wurden. Die Barockdimensionen sind erhalten, störende Unterteilungen vermieden.
Möblierung und technische Ausstattung der ehemaligen Prunkräume im zweiten Obergeschoß als Seminarräume respektive Meditationsraum folgen der atmosphärischen Raumgestimmtheit. Die technische Infrastruktur wurde in kubischen, multifunktionalen Möbeln untergebracht. Die Sanitäranlage für den Seminarbereich am Ende des Gangs ist ein freistehender, weißer, vielfach geknickter Körper, der eine spielerische Haltung und Freude an der Materialität ausstrahlt und dem kühlen Weiß der Wände ein taktiles, in sich gemustertes Weiß einer mit glänzendem Lack beschichteten Tapete hinzufügt.
Die Performanz der Barockarchitektur wird durch die Eingriffe evoziert und mit spielerischer Strenge im Bewusstsein um die Raummächtigkeit des baukulturellen Erbes weitergeführt. Die Interventionen in die barocke Anlage sind von sensibler, dialogischer Rücksichtnahme und von erkennbar zeitgenössischem Ausdruck im Weiterbauen.

Musikheim St. Johann im Saggautal

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© Archiv BauKultur Steiermark, Wolfgang Retter

Musikheim St. Johann im Saggautal

2008
Adresse

St. Johann im Saggautal 12, 8453 St. Johann im Saggautal

Planung

Leitner Pretterhofer Simbeni Architekten, Graz

Fertigstellung

2007

Jury Geramb Dankzeichen 2008

Ass. Prof. Arch. Dipl.-Ing. Dr. Uli Tischler (Vorsitz)
Arch. Dipl.-Ing. Susanne Fritzer
Mag. Elke Krasny
Arch. Dipl.-Ing. Alfred Boric
Dipl.-Ing. Dr. Birgit-Magdalena Skerbetz
Dipl.-Ing. Hans-Christian Hofmann

Raum für den Klang

In seiner Gesamtheit sind die architektonische Konzeption und deren Umsetzung durchdrungen von der Funktion des Raums: dem Musizieren. Das ausschlaggebende Kriterium für die Formfindung und auch die präzise Materialwahl war die Raumakustik. Aber nicht nur funktionell drückt sich dieses genaue architektonische Hinhören auf die Raumnutzung aus, sondern auch in der raumplastischen und visuellen semantischen Übersetzbarkeit der dafür gefundenen räumlichen Entsprechungen und Materialien. Damit die MusikerInnen einander beim Proben wirklich hören können – was vorher nie der Fall war – und ein Flatterecho vermieden wird, sind jeweils zwei Wände in den Proberäumen um vier bis sechs Grad verdreht. Das Dach ist um neun Grad geneigt. Parallele Begrenzungen wurden für die Erzeugung eines idealen Akustikraums vermieden.
Die Formgebung spielt nicht auf regionale Geprägtheiten konventionalisierter Vorstellungen von Musikheimen an, sondern übersetzt das konsequente Bedenken der raumakustischen Bedingungen in eine semantische Analogie zur Funktion: den Instrumentenkoffer. Die unterschiedlichen Raumhöhen führen zur markanten Form, die an die Behausung für die Instrumente, den Instrumentenkoffer, denken lässt. Die Materialien Holz und Metall tun das Ihrige, um diese Assoziation entstehen zu lassen. Dieser Instrumentenkoffer steht als rhetorische Figur der Synekdoche für die Gesamtheit des Musikmachens. Die Formgebung signalisiert zugleich das Engagement und die ästhetische Aufgeschlossenheit des Musikvereins. Die Materialwahl folgt ebenfalls der Optimierung der Raumakustik sowie den engen budgetären Rahmenbedingungen. Die massive Mischbauweise – Ziegel und Stahlbeton – wurde kombiniert mit einer inneren Holzschalung. Der Innenausbau erfolgte großteils durch Mitglieder des Musikvereins in Eigenleistung.
Städtebaulich bildet das Musikheim für die rund 70 MusikerInnen den Abschluss des Zentrums mit den öffentlichen Einrichtungen Gemeindeamt, Kindergarten, Volksschule und Saggautalhalle. Die städtebauliche Kommunikation ist gelungen: Die verglaste Foyersituation öffnet sich zum Schulplatz hin, die hochaufragende Vorderfront mit der markanten Farbgebung des Putzes und dem metallisch glänzenden Fensterband leitet den Blick zur barocken St. Johanner Pfarrkirchne hoch.

Haus H & L, Irdning

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© Archiv BauKultur Steiermark, Wolfgang Retter

Haus H & L, Irdning

2008
Planung

x architekten, Linz

Fertigstellung

2004

Jury Geramb Dankzeichen 2008

Ass. Prof. Arch. Dipl.-Ing. Dr. Uli Tischler (Vorsitz)
Arch. Dipl.-Ing. Susanne Fritzer
Mag. Elke Krasny
Arch. Dipl.-Ing. Alfred Boric
Dipl.-Ing. Dr. Birgit-Magdalena Skerbetz
Dipl.-Ing. Hans-Christian Hofmann

Glänzender Stadel

Werden enge ökonomische Rahmenbedingungen nicht als hinderliche Beschränkung, sondern als Herausforderung für Mitteleinsatz und Raumaufteilung gedacht, können überzeugende Ergebnisse entstehen. Ein kompakter, rechteckiger Holzbau ist kombiniert mit einem Satteldach.
Die Konzeption erinnert an den „Kritischen Regionalismus“ von Alexander Tzonis und Liane Lefaivre sowie von Kenneth Frampton. Das regionale Element Stadel, baulich wie visuell für Landschaft und Identität des Ennstals typisch, wurde aus seinem ursprünglichen Kontext gelöst und ins Wohnen übersetzt. Die kompakte formale Erscheinung des Stadel-Zitats wird ästhetisch weitertransformiert durch den Materialeinsatz. Das Dach als schützende Gebäudehaut bestimmt den ersten Eindruck sowie die bleibende ästhetische Wirkung: Über die Nord- und Südfassade wurde die Dachhaut aus Aluminiumblech bis zum Boden gezogen. Die Schmalseiten der Ost- und Westfront haben Lärchenlattung. Die Sprache des Materials schält den kompakten Minimalismus betonend aus seiner Form heraus. Wiewohl die Aluminiumblechhaut als sichtbar alternder Wetterschutz gedacht war, überraschte sie im Einsatz: zum einen hat sie ihren silbernen Glanz nicht verloren, zum anderen haben Hagel und Wetter mehr Dellen hinterlassen als erwartet.
Die Kommunikation mit der Umgebung und der Landschaft erfolgt zweifach: tageszeitliche und saisonale Veränderungen spiegeln sich in der Aluminiumblechhaut, ein Spiel zwischen Öffnung und Verschlossenheit prägt den Außenbezug. Die Südfassade öffnet sich zu Holzterrasse und Garten. Die straßenseitige Nordfassade ist bis auf einen schmalen Fensterschlitz verschlossen. Die Ostfassade hat ebenfalls einen Fensterschlitz, die Westfassade öffnet sich mit der Fenstersitzbank im Erdgeschoss und der Loggia im Obergeschoss zur Berglandschaft.
Zur maximalen Raumausnutzung wurden Nebenräume in die durch eine Schrankwand betretbare Nordzone verlegt. Im Erdgeschoss ist ein großzügiger Küchen-Wohnbereich entstanden, den eine Schiebetür zur Terrasse vergrößert. Ein Verteilervorraum erschließt das Obergeschoss mit den südseitigen Kinderzimmern, die eine Stauraum liefernde Schrankwand haben.

Da es sich um ein Privathaus handelt und wir die Privatsphäre der Bewohner schützen wollen, geben wir den genauen Standort nicht bekannt und verorten das Gebäude auch nicht auf unserer Karte.

Bestattungszentrum Voitsberg

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© Archiv BauKultur Steiermark, Wolfgang Retter

Bestattungszentrum Voitsberg

2008
Adresse

Planung

ARGE Heil Hoinkes Federspiel ZT GmbH, Acham ZT GmbH, Graz

Fertigstellung

2007

Jury Geramb Dankzeichen 2008

Ass. Prof. Arch. Dipl.-Ing. Dr. Uli Tischler (Vorsitz)
Arch. Dipl.-Ing. Susanne Fritzer
Mag. Elke Krasny
Arch. Dipl.-Ing. Alfred Boric
Dipl.-Ing. Dr. Birgit-Magdalena Skerbetz
Dipl.-Ing. Hans-Christian Hofmann

Das Bestattungszentrum Voitsberg ist auf die Hauptachsen der Friedhöfe Voitsberg und Bärnbach ausgerichtet. Um dem Ritual der Trauer Rechnung tragen zu können, gibt es mit den Aufbahrungskojen einen Teil des Bestattungszentrums, der öffentlich zugänglich ist und das Abschiednehmen von den aufgebahrten Toten nach individuellem Zeitrhythmus ohne vorherige Anmeldung ermöglicht.
Die zwei unterschiedlichen Seiten des Bestattungszentrums – Aufbahrung und Verabschiedung sowie Wirtschaftstrakt mit Verwaltung – wurden so miteinander verbunden, dass die logistischen Abläufe der Begräbniszeremonie reibungslos ineinandergreifen können.
Der langgestreckte, niedrige Baukörper ist durch zwei Höfe gegliedert: zum einen durch den an der Rückseite des Gebäudes liegenden Wirtschaftshof, zum anderen durch den vor dem Verbindungsgang zwischen Aufbahrungskojen und Zeremonienhalle liegenden Ruhehof. Aufbahrungsbereich und Zeremonienhalle haben einen gemeinsamen, überdachten Vorplatz. So ergibt sich zwischen Aufbahrungssituation und Zeremonienhalle ein Weg für das Totenverabschiedungszeremoniell.
Die geringe Gebäudehöhe ordnet die Architektur ihrer Bedeutung unter und setzt weder auf große Gesten noch expressive Emotionen, sondern auf einen hinter sich selbst zurücktretenden Raum für die Rituale der Verabschiedung von den Toten.

Die Aufbahrungskojen mit ihrer Höhe von 2,15 m und ihre durch Samtvorhänge zu schaffenden Abgrenzungen sorgen für einen geborgenen, vollen Raum, der die Besucher gut aufnimmt. Meditative Zurückhaltung und Schlichtheit des Materials sowie Kargheit der Ausstattung erzeugen die konzentrierte und betont helle, erdige Anmutung. Differenzierte Lichtführung und Sichtverbindungen, vor allem in der Zeremonienhalle, stellen den Außenbezug her. Der Materialeinsatz ist reduziert und kostenbewusst: Birkensperrholz, eingefärbter Estrich, auf Terrazzoeffekt geschliffen, roter Samt. Die Materialien strahlen bei aller Zurückhaltung Wärme und ruhige Geborgenheit aus. Die Stirnfront der Zeremonienhalle hat links hebräische Schriftzeichen mit deutscher Übersetzung „Ich bin der Ich bin da Der Lebende“ und rechts ein schlichtes Kreuz.