Stadtrundgang durch Leoben zu ausgewählten Preisträgerprojekten
Datum: 27. Juni 2018
Ort: Leoben
Die Landpartie 05 wurde von der Baubezirksleitung Obersteiermark Ost im Stadtgebiet von Leoben als fußläufiger Rundgang organisiert. Im Verlauf eines Nachmittags standen vier Preisträgerprojekte vergangener GerambRosen zur Besichtigung am Programm: Justizzentrum Leoben, Massenburg, Hauptplatz Leoben und Gärnerpark. Das facettenreiche Angebot fand beim bunt gemischten TeilnehmerInnenkreis sichtlich Anklang – zumal auch verantwortlich zeichnende Architekten als Gastreferenten gewon- nen werden konnten.
Am frühen Nachmittag erfolgte unser Start im Vorstadtbereich mit der Begrüßung der TeilnehmerInnen durch den Leiter der Baubezirksleitung Obersteiermark Ost, Bernd Pitner. Im Rahmen der Führung besichtigten wir das von Hohensinn Architektur geplante und 2006 prämierte Justizzentrum Leoben, einen der modernsten Justiz- und Gefängnisbauten Europas. Oberstleutnant Wolfslehner von der Justizanstalt und Amtskollege Helmut Lanz „schleusten“ uns in Doppelconférence durch das multifunktionale Gebäudeensemble mit ausgeklügelter Logistik. Besonders bemerkenswert fiel hier die Umsetzung einer sichtlich neuen Interpretation des Strafvollzugs ins Auge – mit kleineren Haftraumgruppen, zahlreichen Zusatzeinrichtungen und Freibereichen wie Loggien und Dachterrassen. Auch mehrere Künstler wurden im Rahmen von „Kunst am Bau“-Projekten eingebunden, was durchwegs positiven Einfluss auf die Atmosphäre der Anlage in ihrer Gesamtheit hat.
Danach spazierten wir auf die in Richtung Massenberg gelegene Massenburg mit der noch im Altbestand erhaltenen, beispielgebend revitalisierten Vorburg. Im ehemaligen Burghof erläuterte Architektin Ingrid Mayr das Entwurfskonzept zur Attraktivierung der Fläche im Bereich der verbliebenen denkmalgeschützten Grundmauern für die Öffentlichkeit. Die als zarte Stahlkonstruktion ausgeführte Aussichtsplattform ermöglicht heute zum einen die hervorragende Aussicht über das weitläufige Stadtgebiet, zum anderen ist vom erhöhten Aussichtspunkt der räumliche Verlauf der im 17. Jahrhundert zur Hochblüte gelangten Anlage gut nachvollziehbar. Das bereits 2001 mit der GerambRose prämierte Projekt des Architektenpaares Jörg und Ingrid Mayr ist ein hervorragendes Beispiel für den konservierenden Umgang mit einer Ruine.
Vor dem Wechsel in die Innenstadt nutzten wir im Beisein der stellvertretenden Ortsbildsachverständigen, Christiane Civegna, noch die Lagegunst für einen Überblick über die Ortsbildschutzzonen von Leoben. Frau Civegna informierte über Auswahl und Schutzwürdigkeit der sieben Teilschutzgebiete.
Am Hauptplatz von Leoben angekommen, wurden wir von Fiore a Pliem-Schwarzkogler und Walter Krenn (Referat für Umwelt und Tiefbau) vom Stadtamt Leoben empfangen. Herr Krenn stellte uns den Entwurf von Architekt Boris Podrecca zur Neugestaltung des Platzes vor. Ein Gesamtkonzept, dem eine vielschichtige Philosophie des Architekten zugrunde liegt – von Materialwahl, Farbeinsatz, Achsen und Zonierungen über Geschichtseinschreibungen bis hin zu den raumwirksamen Beleuchtungsszenarien.
Als vierten und letzten Programmpunkt besuchten wir den unweit des Hauptplatzes gelegenen Gärnerpark von stingl-enge architekten. Schon einleitend lobte Alois Kieninger vom Stadtamt Leoben die hohe Akzeptanz der Neugestaltung der Parkanlage. Mit den Ausführungen von Architektin Alexandra Stingl-Enge zu den Entwurfsgedanken ihres Projekts nahm der Stadtrundgang hier sein offizielles Ende. Für den – optional – gesellig-kulinarischen Ausklang fanden wir uns noch in gemütlicher Runde am Hauptplatz 20 im Lokal „Zwanzger“ ein.
Ursula Werluschnig